Murgang: Im Val de Bagnes rutscht der Hang – und keiner weiss, wie lange noch


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Key Events

Multiple mudslides (murgänge) hit the Val de Bagnes region of Switzerland in early June 2025, following heavy rainfall. This follows a major landslide in Blatten in late May. Roads were blocked, bridges destroyed, and around 30 people were evacuated. A temporary bridge was destroyed, isolating the village of Lourtier.

Impact and Response

The scale of the event, while smaller than Blatten, still caused significant disruption. The psychological impact on residents is significant, as the event mirrors similar events from the previous summer. Authorities are working to clear debris and restore infrastructure. Temporary access has been established via a mountain road suitable for 4x4 vehicles in dry conditions. The clean-up effort involves approximately twenty excavators and other machinery and is expected to take several weeks. A new security bridge is needed.

Ongoing Risks and Uncertainties

The mountain remains unstable, with active areas shifting daily. High temperatures and melting snow exacerbate the instability, increasing the risk of further landslides. The community is enhancing safety measures but acknowledges the unpredictable nature of these events. The uncertainty is raising concerns, and the situation remains tense.

Tourism Impact

The damage affects a major transportation route crucial for tourism in the region. Potential delays in reopening this route are causing tourists to cancel bookings, leading to significant economic losses for local businesses. This situation mirrors the disruption experienced the previous summer.

Overall Assessment

While the immediate threat seems somewhat lessened due to recent good weather, the situation remains fragile and vulnerable to further weather events. The community, having faced similar events, is adapting and continuing the response and recovery efforts.

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Im Val de Bagnes rutscht der Hang – und keiner weiss, wie lange noch

Strassen sind verschüttet, Brücken zerstört, Häuser geräumt. Im oberen Val de Bagnes im Wallis sind mehrere Murgänge ins Tal gerutscht. Die Schlammlawinen wecken Erinnerungen an das letzte Jahr.

Der Murgang verschüttete die Strasse nach Lourtier im Val de Bagnes. Cyril Zingaro / Keystone

Erst Blatten, dann das Val de Bagnes: Das Wallis hat schwierige Wochen hinter sich. Ende Mai wurde das Dorf Blatten unter einer riesigen Lawine aus Eis und Gestein begraben. Die Welt blickte fassungslos auf den kleinen Ort im Lötschental, der plötzlich keiner mehr war. Kaum waren die Bilder aus dem Wallis um den Globus gegangen, traf es den Kanton erneut. Nur wenige Tage nach der verheerenden Lawine im Lötschental am 28. Mai gingen im Val de Bagnes mehrere Murgänge nieder.

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Die Dimensionen der beiden Ereignisse unterscheiden sich markant. Hier die Folgen eines Unwetters, dort die «Jahrtausend-Katastrophe». Und trotzdem: Auch im oberen Val de Bagnes tobt der Kampf gegen die Natur.

Nach heftigen Regenfällen lösten sich Anfang Juni mehrere Murgänge vom Hang und rissen Holz, Erde und grosse Steine mit sich ins Tal. Eine dieser Schlammlawinen zerstörte eine provisorische Notbrücke. Seitdem ist das Dorf Lourtier von der Aussenwelt abgeschnitten und nur noch über einen Fussgänger- und Radweg erreichbar.

Laut den Behörden ist ein Drittel des Berghanges abgerutscht, rund 30 000 bis 50 0000 Kubikmeter Material kam herunter. 30 Personen mussten ihre Häuser verlassen. Das Ausmass ist viel kleiner als in Blatten, wo neun Millionen Kubikmeter Material ins Tal rutschten. Einen Vergleich will man im Val de Bagnes auch nicht ziehen. Aber die jüngsten Ereignisse haben im Tal ihre Spuren hinterlassen.

Die Schlammlawine ruft Erinnerungen wach

«Die letzten Tage waren intensiv», sagt Pierre-Martin Moulin, der Gemeindesekretär und Leiter des Krisenstabes von Val de Bagnes. «Die psychische Belastung für die Bevölkerung ist enorm. Viele erleben erneut das, was sie schon im vergangenen Sommer durchmachen mussten. Die Wiederholung dieser Ereignisse ist emotional schwer zu verkraften.»

Bereits im Juli 2024 hatte ein Murgang das Tal in Atem gehalten. Er liess Flüsse über die Ufer treten und verschüttete teilweise die Kantonsstrasse. Damals mussten über 200 Personen ihre Häuser verlassen, der Aufruf galt auch für ein Campingplatz, für den die Massnahme bis heute gilt. Die jüngsten Schlammlawinen rufen nun Erinnerungen wach.

Ein Arbeiter versucht am 2. Juni mit einem Bagger die verschüttete Hauptstrasse nach Lourtier zu räumen. Salvatore Di Nolfi / Keystone

«Wir erhalten viele Nachrichten», sagt Pierre-Martin Moulin. In der Bevölkerung mache sich auch Wut und Angst breit. Die Gemeinde stehe im guten Dialog mit den Einwohnern und setze alles daran, den Strassenverkehr möglichst bald wiederherzustellen. Eine Bergstrasse, die nur mit Geländewagen und bei trockenem Wetter befahrbar ist, wurde mittlerweile eingerichtet, um ins Dorf zu gelangen und wichtige Güter wie Medikamente oder Lebensmittel zu liefern. «Wir beobachten die Lage und mobilisieren alles Notwendige, um zu helfen», sagt Moulin.

Etwa zwanzig Bagger und andere Maschinen sind derzeit damit beschäftigt, das Material zu entfernen, welches sich bei Le Fregnoley angesammelt hat. Die Gemeinde rechnet damit, dass es mehrere Wochen dauert, bis eine neue Sicherungsbrücke erstellt ist. Dank dem Einsatz vieler Teams sei die Lage derzeit unter Kontrolle, sagt Moulin. Doch die Situation bleibe angespannt.

«Wir wissen nicht, was der Berg noch bereithält»

Der Berg ist nach wie vor in Bewegung. Laut Moulin lösen sich in der Höhe mehrere Abbruchzonen, darunter eine, in der sich das Material täglich um zwei Meter verschiebt. «Die hohe Temperaturen führen aktuell zu starkem Schmelzwasser, das die ohnehin empfindlichen Zonen weiter destabilisiert.» Das Risiko neuer Murgänge bleibe hoch. Die Gemeinde verschärft die Sicherheitsmassnahmen. Sie verstärkt die Schutzdämme und versucht die Schlammlawinen in den vorgesehenen Kanal zu lenken. Doch jeder neue Murgang verlangt nach zusätzlichen Sicherungsarbeiten, da sich das Material am unteren Ende des Schuttkegels ansammelt. «Der Grad der Besorgnis steigt mit der Unsicherheit», sagt Moulin, «denn wir wissen nicht, was der Berg noch bereithält.»

Wurde das Risiko nach den Murgängen im vergangenen Sommer unterschätzt? Moulin verneint. In der Abbruchzone oben am Berg könne man nicht eingreifen. Im vergangenen Jahr wurden dort GPS-Geräte zur Überwachung installiert, doch die Schlammlawinen Anfang Juni waren massiver als erwartet. «Murgänge können sich plötzlich und auf unvorhersehbare Weise entwickeln.» So wurde nicht nur die provisorische Brücke nach Lourtier zerstört, die erst im vergangenen September errichtet wurde. Sondern auch die Wiedereröffnung einer wichtigen Verkehrsachse verzögert sich. Diese Strecke ist entscheidend für den Tourismus in der Region. Sollte sie nicht bald wieder befahrbar sein, wäre das für die lokalen Anbieter eine «Katastrophe», sagt Moulin. «Die Gäste stornieren ihre Buchungen, und der Tourismus im Val de Bagnes erlebt zum zweiten Mal in Folge einen Sommer mit Ausfällen.»

Es gibt jedoch Hoffnung. Das gute Wetter der vergangenen Tage hat die Lage im Val de Bagnes etwas entspannt. «Seit Pfingstsonntagabend gab es glücklicherweise keine neuen Murgänge», sagt Moulin. «Wir konnten mit den Reparatur- und Aufräumarbeiten weitermachen.» Doch die Lage bleibt fragil.

Ein neues Gewitter oder starker Regen könnte die Fortschritte wieder zunichtemachen. «Es kann tagelang ruhig bleiben, doch dann zerstört ein Sturm alles, was wir in den vergangenen Tagen erarbeitet haben», sagt Moulin. «Es ist frustrierend, aber seit dem letzten Sommer sind wir das gewohnt.» Im Tal haben sie gelernt, mit dieser Unsicherheit zu leben.

Hinter dem Schuttkegel bildet sich in der Dranse ein kleiner See. Cyril Zingaro / Keystone

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