Treffen in der Türkei ohne Putin – Analyse - Blick


Ukrainian President Zelenskyi's trip to Turkey for peace talks, in contrast to Putin's absence, highlights Putin's lack of genuine interest in peace and exposes his strategy.
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Auf dem Schlachtfeld herrscht im Moment mehr oder weniger Ausgeglichenheit. Am Verhandlungstisch aber gibt es einen Sieger: Wolodimir Selenski (47). Der ukrainische Präsident hat sein Wort gehalten und ist in die Türkei zu Verhandlungen gereist. Wladimir Putin (72) hingegen, der vollmundig von Friedensverhandlungen in der Türkei gesprochen hatte, ist zu Hause geblieben und hat nur seine dritte Garde mit Propagandisten entsandt. 

Damit ist es Selenski gelungen, den Kreml-Chef blosszustellen und zu entlarven. Putin geht es nämlich gar nicht um Frieden, sondern um etwas ganz anderes. 

Putin selber hatte Verhandlungen «ab Donnerstag» in der Türkei vorgeschlagen. Es war seine Antwort auf Selenskis Forderung, ab Montag dieser Woche die Waffen schweigen zu lassen. US-Präsident Donald Trump (78) hatte miteingestimmt und ebenfalls seine Teilnahme zugesagt. 

Wolodimir Selenski war schon im Februar beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu Gast.

Foto: AFP

Doch nur Selenski hat sein Versprechen gehalten. Er hatte einen Satz gesagt, der in die Geschichtsbücher eingehen dürfte: «Ich werde am Donnerstag auf Putin in der Türkei warten, persönlich.»

Putin im Dilemma

Mit dieser Ankündigung hatte Selenski den Kreml-Chef in ein Dilemma und unter Zugzwang gebracht: Einerseits will der Kreml-Chef zeigen, dass er an Frieden interessiert ist, andererseits will er sich nicht auf einen – wie er sagt – illegalen Nazi-Präsidenten herablassen. Ulrich Schmid, USA-Experte an der Uni St. Gallen, sagt gegenüber Blick: «Es war ein geschickter Schachzug von Selenski. Putin hatte bei seinem Angebot darauf spekuliert, dass sich Selenski einem solchen Treffen kategorisch verweigern würde.» 

Was bedeutet die Abwesenheit Putins? Schmid: «Putin will keinen Frieden, bei dem er Zugeständnisse machen muss. Er will einen Diktatfrieden, der einer ukrainischen Kapitulation gleichkommt. Gleichzeitig simuliert er Verhandlungsbereitschaft, um die Ukraine als Kriegspartei darzustellen.»

Putin fürchtet um Glaubwürdigkeit

Putin rechnet laut Schmid immer noch damit, im Abnützungskrieg den längeren Atem zu haben. «Putin will diesen Krieg. Er hat sein politisches Schicksal mit diesem Krieg verknüpft und wird alles tun, um seine Minimalziele zu erreichen.» Schliesslich gehe es um seine Glaubwürdigkeit im eigenen Land.

Selenskis Strategie hat Putins Taktik öffentlich entlarvt. Sie dürfte ihm international – und besonders bei Trump – wichtige Punkte einbringen. Trump selber dürfte zur Erkenntnis gelangt sein, dass auf seinen Buddy im Kreml tatsächlich kein Verlass ist, wie er immer gemeint hatte. Bleibt Trump jetzt konsequent, verschärft er jetzt den Ton gegenüber Moskau, indem er die angedrohten Sanktionen erlässt. 

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