Bernau Chiemsee: Bauernaufstand gegen die Deutsche Bahn


Farmers near Chiemsee, Germany, are protesting closures of railway crossings, causing significant disruption to their farming operations during the crucial summer months.
AI Summary available β€” skim the key points instantly. Show AI Generated Summary
Show AI Generated Summary
  1. chiemgau24-de
  2. Chiemgau
  3. Region Chiemsee
  4. Bernau am Chiemsee

„Hammer“: Bauernaufstand in Bernau wegen der Bahn

Stand: 19.05.2025, 11:00 Uhr

Von: Sylvia Hampel

DruckenTeilen

Der Bahnübergang Weisham, hier mit Blick Richtung Bernau, ist bis Ende Juli noch vier Mal gesperrt. Die Landwirte aus Hittenkirchen und Weisham kommen nur über Umwege auf der Staatsstraße auf ihre Felder. © Anita Berger

Immer wieder ist der Bahnübergang in Weisham gesperrt. So langsam werden die Bauern in Hittenkirchen und Weisham, die Felder unterhalb der Bahn haben, sauer. Warum sie vermutlich bald nicht mehr alleine sind.

Bernau/Prien – Der Bahnübergang in Weisham war dieses Jahr schon zweimal gesperrt. Und auch in den nächsten Monaten ist wegen der Erneuerung der Oberleitung immer wieder dicht. Das wäre nicht ganz so gravierend, wäre nicht zweimal gleichzeitig auch der Übergang Harrasser Straße in Prien wegen des Oberleitungsbaus gesperrt. Und gäbe es den dauerhaft aufgegebenen Bahnübergang Wiedendorf noch. „Ein gesperrter Bahnübergang ließe sich verschmerzen. Aber drei? Das ist für alle Beteiligten schwierig“, sagt Florian Wörndl, BBV-Obmann für Hittenkirchen/Weisham.

Die Bahnübergänge Weisham (Gemeinde Bernau) und Harrasser Straße (Gemeinde Prien) sind im Sommer mehrfach gleichzeitig gesperrt © Klinger
Der Bahnübergang Harrasser Straße ist im Juni und Juli jeweils für eine gute Woche gesperrt © Anita Berger

Vom 10. bis 19. Juni und vom 22. bis 30. Juli wird es richtig unangenehm. Denn dann ist auch der Übergang Harrasser Straße in Prien zu. Heißt für die Landwirte: Über die Staatsstraße bis nach Bernau fahren, dort in die Chiemseestraße abbiegen, die Überführung nehmen und auf dem Radweg zurück Richtung Weisham tuckern. Oder bis ins Priener Ortszentrum fahren, um sich dann entlang des Chiemseeufers irgendwie gen Weisham durchzuschlagen. Alles kein Spaß. Auf der Staatsstraße kommen sich die Bauern – nicht ganz zu Unrecht – vor wie rollende Verkehrshindernisse. In Bernau kommt hinzu: „Die Abbiegesituation beim Alten Wirt in die Chiemseestraße ist sehr eng“, weiß Wörndl, „und dass wir auf dem Radweg fahren, ist nicht so ganz legal.“

Gerade jetzt im späten Frühjahr und dann im Sommer sei es für die Kollegen, die viele Flächen zwischen Bahnlinie und See haben, die oft die Bahnlinie queren müssen, eine extreme Belastung, berichtet Wörndl. Denn fünf oder gar acht Kilometer Umweg sind kein Spaß, wenn Gülle ausgebracht werden muss, die Ernte eingefahren oder das Heu trocken auf den Hof gebracht werden soll. Wenn dann womöglich noch ein Gewitter oder eine Regenfront ansteht, dann wird es eng. „Da muss der höhere Zeitaufwand gut einkalkuliert werden“, sagt Wörndl.

Bahnübergang Weisham viermal gesperrt, Harrasser Straße zweimalFür die Erneuerung der Oberleitung zwischen Prien und Rottau ist der Bahnübergang Weisham von Freitag, 30. Mai, ab 12 Uhr bis Samstag, 7. Juni, 12 Uhr, gesperrt; erneut vom Dienstag, 10. Juni, 12 Uhr, bis Donnerstag, 19. Juni, um 12 Uhr; Mittwoch, 25. Juni, 12 Uhr, bis Donnerstag, 3. Juli, 12 Uhr und schließlich Dienstag, 22. Juli, 12 Uhr, bis Mittwoch, 30. Juli, um 12 Uhr. Der Bahnübergang Harrasser Straße in Prien ist vom 10. bis 19. Juni und vom 22. bis 30. Juli gesperrt. Die Bauarbeiten erfolgen laut Mitteilung des Priener Ordnungsamtes ausschließlich nachts und unter eingleisigem Betrieb. Dabei werden im Abstand von etwa 50 bis 70 Metern Fundamente für Oberleitungsmasten gesetzt und anschließend die Masten montiert. Eine tägliche Öffnung und Schließung des Bahnübergangs sei technisch und organisatorisch nicht umsetzbar.

Peter Steindlmüller ist BBV-Obmann in Bernau. Er und seine Standeskollegen sind längst nicht so sehr betroffen, wie die Bauern in Hittenkirchen und Weisham. In deren Lage kann er sich aber gut hineinversetzen. „Schon blöd, wenn das im Sommer, zur Erntezeit passiert.“ Steindlmüller ist aber auch Gemeinderat. Und findet es auch als solcher „einen Hammer, dass Wiedendorf aufgegeben wurde – zumal die Gemeinde zugeschossen hätte.“

Der Bahnübergang Hittenkirchen/Wiedendorf ist endgültig gesperrt. © Anita Berger

In Wiedendorf war die Überquerung der Gleisanlage schon gebaut, da beschloss die Bahn, den Übergang nicht wieder aufzumachen. „Es rechnet sich für die Bahn nicht, den Übergang entsprechend zu ertüchtigen“, sagt Bernaus Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber. Das Problem: Der Kurvenradius ist für die großen landwirtschaftlichen Maschinen zu eng. Was die Bürgermeisterin ärgert: „Die Landwirte haben der Bahn damals Flächen überlassen. Da wäre es nur fair, wenn sie den kürzesten Weg auf ihre Felder hätten.“

Mehr zum ThemaZugstrecke München - Salzburg wird für Monate lahmgelegt: Was auf Bahnfahrer zukommt

Nicht nur für die Landwirte wäre der Bahnübergang in Wiedendorf wichtig, sondern auch für Fußgänger und Radfahrer, findet Steindlmüller. Denn dann könnte dort eine Ausweichstrecke entlangführen, die den Chiemsee-Uferweg entlastet. Die Bahn habe der Gemeinde mitgeteilt, dass sie den Weg parallel zu den Gleisen von Wiedendorf nach Weisham ausbauen wolle, berichtet die Bürgermeisterin. Das reiche der Gemeinde aber nicht, sie wolle auch den Ausbau von Wiedendorf Richtung Bernau. Auf welchem Grund der Ausbau des Weges stattfinden solle, weiß Irene Biebl-Daiber nicht so recht, denn nach ihrer Kenntnis gehöre der Deutschen Bahn dort nur der Bahndamm.

Mehr zum Thema„Beweise vernichten“? Skurrilster Straßen-Streit der Region wird zur Posse

Bauernobmänner und Bürgermeisterin hoffen, dass die Arbeiten am Bahnübergang Weisham bis zum Herbst abgeschlossen sind. Denn dann wird die Ausweichstrecke, die Chiemseestraße, saniert. „Wie das dann gehen soll, weiß ich auch nicht“, rätselt Steindlmüller. „Wenn sich in der Chiemseestraße zwei große Gespanne entgegenkommen, ist das jetzt schon der Wahnsinn“, sagt Irene Biebl-Daiber. Die froh ist, dass die Anwohner der Chiemseestraße die ersten beiden Sperrungen und den daraus resultierenden Traktorverkehr vor der Haustür so entspannt ertragen haben.

In einem sind sich die beiden BBV-Obmänner einig: Die Bahn hat ein lausiges Timing. Frühsommer und Sommer sind die denkbar schlechteste Zeit für die Sperrung der Bahnübergänge. Florian Wörndl sagt es ganz deutlich: „Im Winter wäre es uns wurscht.“

Mehr zum ThemaWer soll das bezahlen? Ganztagsschule der Zukunft kostet Bernau 24 Millionen Euro

Was this article displayed correctly? Not happy with what you see?

Tabs Reminder: Tabs piling up in your browser? Set a reminder for them, close them and get notified at the right time.

Try our Chrome extension today!


Share this article with your
friends and colleagues.
Earn points from views and
referrals who sign up.
Learn more

Facebook

Save articles to reading lists
and access them on any device


Share this article with your
friends and colleagues.
Earn points from views and
referrals who sign up.
Learn more

Facebook

Save articles to reading lists
and access them on any device