Nach unserer Reihe über problematische Motoren mit Ölbad-Zahnriemen erreichten uns zahlreiche Zuschriften betroffener Leser. Fast alle ärgern sich, dass sie beim Kauf nicht mit einem Problem gerechnet haben, das irgendwo zwischen Konstruktionsfehler und Sollbruchstelle liegt. Andere kämpfen mit Garantieproblemen oder fühlen sich schlecht beraten und suchen den Schuldigen beim Autohändler. Hinzu kommen all diejenigen, die schlicht viel zu viel ausgeben, ohne es überhaupt zu bemerken. In jedem Fall gilt: Hinterher ein Problem auszuräumen, ist immer schwieriger, als es von vornherein zu vermeiden. Deshalb beschäftigen wir uns heute mal rein prophylaktisch mit all den Dingen, die Sie in jedem Fall beim Gebrauchtwagenkauf vermeiden sollten; typische Fehler, die im Zweifelsfall Ihr Geld kosten, oder zumindest bewirken, dass Sie nicht so gut unterwegs sind, wie Sie es eigentlich sollten. Und zumindest können Sie mit diesem Wissen im Hinterkopf sicherstellen, dass so manches Ärgernis gar nicht erst entsteht. Hier sind fünf häufige Fehler, die Sie umgehen sollten.
Der erste typische Fehler ist zugleich der wohl am meisten verbreitete: eine schlechte Vorbereitung beim Autokauf. Nicht umsonst stellen wir Ihnen regelmäßig gute Tipps und Kaufberatungen zur Verfügung, die schon von Anfang an dafür sorgen, dass Sie nicht unbedacht zu einem möglichen Problemkandidaten greifen. So haben wir bereits unzählige Artikel gesammelt, die sich ganz konkret mit den Stärken und Schwächen bestimmter Modelle beschäftigen, die verschiedene Kandidaten innerhalb einer Kategorie miteinander vergleichen, oder die genau beschreiben, welche Technikprobleme in welchen Modellen und Motoren lauern können. Schon eine kurze Internetsuche (zum Beispiel "Marke Modell Gebrauchtwagen Probleme") bringt Sie zu den entscheidenden Artikeln. Als Folgefehler ließe sich bezeichnen, dass offenbar viele meinen, mit typischen Mainstream-Modellen von weitverbreiteten Marken ließe sich nichts falsch machen. Weit gefehlt! Autos, bei denen kostspielige Schwächen fast programmiert sind, finden Sie an jeder Ecke, sodass sich diese ein paar Minuten Recherche tatsächlich immer lohnen. Das klingt logisch, und doch gibt es viele, die viel Geld für wirklich suboptimale Fahrzeuge ausgeben.
Wir sprechen unsere Ratschläge anhand von jahrelanger Erfahrung und dem alljährlichen Kontakt mit tausenden Testwagen aus und analysieren dabei Probleme, die sich bei unzähligen Besitzern häufen. Die oft gehörte Verteidigung "Mein Nachbar fährt so einen, der ist super!" oder "Ich fahre schon immer einen XYZ und bin sehr zufrieden." ist im Einzelfall leider nicht viel wert, da vielen ganz einfach der Vergleich fehlt. Weil hierzulande aber hinter jeder Tür ein selbsternannter Autoexperte wohnt, können wir nur hinzufügen: Machen Sie mal eine Probefahrt mit Vergleichsmodellen. Dann sehen die guten Ratschläge am Gartenzaun schnell anders aus.
Vielleicht nicht der Ratschlag, den Sie hören möchten, aber dennoch ein wirtschaftlich meist sehr sinnvoller: Nehmen Sie Abstand von der Einstellung "Mein Auto kommt allmählich in die Jahre, da suche ich sicherheitshalber lieber mal was Neues." Natürlich, wer die rein subjektive Lust auf ein neues, beziehungsweise neues gebrauchtes Auto verspürt, möge es sich leisten. Aber wer sich um die technische Haltbarkeit seines Bestandswagens sorgt, obwohl er im Prinzip zufrieden ist, der sollte dringend nachdenken, ob wirklich Ersatz hermuss. Ein gut gewartetes Auto, das nicht irgendwelche chronischen Probleme, wie etwa häufig auftretende Motor- oder Getriebeschäden (hier lohnt wieder die Recherche aus Punkt 1), kennt, gibt nur in den allerseltensten Fällen überraschend den Geist auf. Selbst wenn nach vielen Jahren und reichlich sechsstelligen Laufleistungen mal eine größere Reparatur ansteht, sind die fälligen Kosten in der Regel weit geringer als beim Kauf eines Ersatzwagens. Die neue Garnitur Bremsscheiben und -beläge, in die Sie etwas Geld investieren, wird länger halten als die vom nächstbesten Jahreswagen, der bereits ein paar Kilometer auf dem Tacho hat. Vor allem gilt jedoch immer häufiger, dass neue Modelle nicht zwangsläufig die besseren Autos gegenüber ihren Vorgängern sein müssen. Manchmal gilt sogar das Gegenteil. Für viele ist die schöne neue Infotainment-Welt eine Verlockung. Doch diese Features lassen sich oft auch in älteren Gebrauchtwagen nachrüsten. Die wiederum plagen ihre Fahrer nicht nach jedem Start mit unerwünschtem Assistenz-Gepiepe oder voreiligen Start-Stopp-Systemen.
Der größte Fehler besteht darin, nervös zu werden, nur weil ein Auto ein bestimmtes Alter oder eine gewisse Laufleistung (meist sind es recht runde Zahlen) erreicht hat. Natürlich werden mit der Zeit gewisse Verschleißreparaturen fällig. Aber was ist ein Zahnriemenwechsel oder ein paar Fahrwerksteile im Vergleich zu den Kosten eines neueren Alltagsautos, das nach einiger Zeit wieder in die Werkstatt möchte?
Der Cousin der Ehefrau des Physiotherapeuten ihrer Arbeitskollegin hat einen Autohandel? Das ist ja praktisch! Mag sein, doch wer sich für den Kauf eines Großserienautos entscheidet, sollte im Kopf halten, dass vergleichbare Exemplare überall im Land zu finden sind – also möglicherweise auch günstigere, jüngere, schönere oder gepflegtere. Und die einschlägig bekannten Verkaufsbörsen erlauben höchst komfortabel, sich Inserate und Preise des Wunschmodells in ganz Deutschland und darüber hinaus anzusehen. Entfernen Sie mal das Häkchen beim Suchradius und vergleichen Sie die Angebote, selbst wenn Sie gar nicht vorhaben, ans andere Ende des Landes zu reisen. Machen Sie sich die Mühe und erstellen Sie eine simple Kurve (zum Beispiel am Rechner mit der Tabellensoftware der Wahl, oder klassisch wie damals im Matheunterricht) bestehend aus Kaufpreis und Laufleistung Ihres Wunschmodells (natürlich nur mit weitgehend identischen Exemplaren, die theoretisch infrage kämen). Sie werden staunen, wie groß die Preisunterschiede innerhalb einer Handvoll völlig identischer Gebrauchtwagen sein können. In etwa so, nur etwas gröber, funktioniert übrigens auch das Ampelsystem, das in den Verkaufsportalen über gute oder teure Preise aufklärt.
Andreas JĂĽngling
Ein lauschiger Abend im Tabellenkalkulationsprogramm gibt den perfekten Überblick über die Preiskurve des Wunsch-Gebrauchten. Stellen Sie einfach die Inseratspreise ins Verhältnis zur Laufleistung und lassen Sie eine Trendlinie anzeigen.
Mit dem Wissen, einen ganzen Haufen Geld zu sparen, nehmen Sie jetzt vielleicht auch gern ein paar Stündchen Anfahrt in Kauf, um das Wunschobjekt zu besichtigen. Die nervige Zugfahrt ist nach ein paar Tagen vergessen, wenn dafür über die nächsten Jahre der perfekte Gebrauchtwagen vor dem Haus parkt.
Vergessen Sie die Scheu vor Privatinseraten. Jeder Gebrauchtwagen, für den Sie sich interessieren, wurde kurz- oder langfristig von einem Menschen bewegt. Beim Händler werden Sie die Person und ihre Geschichte nie zu Gesicht bekommen. Beim Privatkauf jedoch schon. Natürlich bietet ein kompetenter Händler große Vorteile und natürlich gibt es zwielichtige Gestalten, die ihr Auto inserieren. Aber wenn Sie im Inserat bereits einen guten Eindruck davon bekommen, dass es sich bei Verkäuferin oder Verkäufer um einen ordentlichen und netten Menschen handelt, fahren Sie ganz unbesorgt zum Besichtigungstermin. Dort können Sie die Nutzungsweise der Leute erfragen und sich jedes Detail zum Wartungs- und Pflegezustand oder möglichen Problemchen ganz genau erklären lassen. Nichts stiftet mehr Vertrauen als vor dem gepflegten Wohnhaus der Vorbesitzer oder bei einer Tasse Kaffee am Wohnzimmertisch in aller Seelenruhe den Rechnungsordner durchzublättern. Hier geschehen die richtig guten Käufe. Beim Händler steht zwar womöglich ein glänzend aufbereitetes Auto im Schauraum, doch so ganz genau wissen Sie hier selten über die Vorgeschichte des Wagens Bescheid.
Ingolf Pompe
Von Omi beim Tässchen Kaffee die Lebensgeschichte des Autos erzählen lassen: Ein perfekter Gebrauchtkauf.
Natürlich möchten wir keinesfalls die Arbeit von kompetenten Händlern infrage stellen, die speziell für weniger fachkundige Käufer eine gewisse Sicherheit darstellen, weil sie eine gute Beratung liefern oder bei möglichen Technikproblemen Rückhalt bieten können. Wichtig ist nur, dass Sie kein Schnäppchen verpassen, das privat vom pfleglichen Vorbesitzer angeboten wird.
Basierend auf dem vorigen Tipp, mag mancher entgegnen, dass er sich "mit Garantie" doch etwas wohler fühlt. Dagegen ist nichts einzuwenden, außer, dass diese Sicherheit nicht unbedingt bares Geld wert ist. Denn eine Garantie ist nichts anderes als eine Art Versicherung, die ein Händler – egal ob seriös oder nicht – für das jeweilige Fahrzeug abschließt. Und die kostet Geld, was sich wiederum als Prämie auf den Preis niederschlägt. Das ist bei hochpreisigen und komplexen Premium-Fahrzeugen, bei denen schon ein kleiner Defekt teure Reparaturkosten bedeutet, durchaus sinnvoll. Wenn Sie aber einen günstigen Kleinwagen mit erwiesenermaßen solider Technik (siehe Punkt 1) kaufen, muss schon einiges im Argen liegen, um den Mehrpreis einer teuren Garantie zu rechtfertigen.
Natürlich ist die Situation hier, wie auch sonst im Leben, nicht einfach schwarz oder weiß. Kaufen Sie einen Gebrauchten beim renommierten Händler mit einem guten und vertrauenswürdigen Garantiepaket, senkt das nicht nur das Kaufrisiko, sondern macht auch beim Wiederverkauf einen besseren Eindruck als ein undurchsichtiger Wisch vom zwielichtigen Höker im Autoschieberviertel. Fragen Sie nach dem Garantieanbieter und den damit verbundenen Bedingungen. Eine Garantie, die nur an Tagen mit F gültig ist, nicht jedoch für Motor-, Getriebe-, Fahrwerks- oder Karosseriemängel, die beim Fahren auf öffentlichen Straßen auftreten, ist rein gar nichts wert. Faustregel: Kommt Ihnen der Garantieanbieter suspekt vor, zücken Sie einfach kurz das Smartphone und suchen Sie im Netz nach Erfahrungen mit dieser Firma. Bleibt ein flaues Gefühl, fahren Sie lieber zum nächsten Kandidaten weiter.
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