US-Recht in Dänemark: Darum geht es beim Verteidigungsabkommen


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Key Points of the US-Denmark Defense Agreement

A new defense agreement between the US and Denmark allows the US military to establish bases, station troops, and store equipment in Denmark. A significant point of contention is that US law would apply to US soldiers on these bases, even in cases involving Danish civilians.

Concerns about Jurisdiction

Experts have raised concerns about the scope of US jurisdiction, including whether US soldiers could potentially use force against Danish protesters demonstrating near bases. While the Danish Defense Ministry claims that US soldiers' actions would be “proportionate” and require coordination with Danish authorities, the exact limits remain unclear.

Rationale Behind the Agreement

Despite concerns, the agreement passed the Danish parliament with a large majority. The rationale is to strengthen the US presence in Europe and deter potential threats from Russia. The Danish prime minister emphasized the importance of maintaining US support and engagement, especially given the ongoing war in Ukraine.

Context

  • The agreement was signed in December 2023, under the Biden administration.
  • Similar agreements with other Nordic countries include comparable jurisdictional clauses.
  • The war in Ukraine and Russia’s increased military presence near Finland and Estonia have increased concerns about regional security.

The agreement is seen as a crucial element in safeguarding regional security, outweighing constitutional concerns for many.

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US-Recht auf dänischem Boden: Ein umstrittenes Abkommen gibt amerikanischen Soldaten weitreichende Befugnisse – auch über dänische Zivilisten

Die Amerikaner dürfen künftig in Dänemark Militärstützpunkte errichten, Soldaten stationieren und Material lagern. Doch es gibt dabei ein Problem.

Am dänischen Hafen von Esbjerg werden Fahrzeuge des amerikanischen Militärs nach einer Nato-Übung verladen. Bo Amstrup / Imago

Die Beziehungen zwischen den USA und Dänemark sind eigentlich auf einem historischen Tiefpunkt. Donald Trump droht seit Monaten damit, Grönland zu annektieren. Und doch hat das Parlament in Kopenhagen mit grosser Mehrheit für ein Verteidigungsabkommen gestimmt, das dem amerikanischen Militär weitreichende Befugnisse auf dänischem Boden gibt.

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Das Abkommen gewährt den Amerikanern ungehinderten Zugang zu dänischen Luftwaffenstützpunkten in drei dänischen Städten – Karup, Skrydstrup und Aalborg. Es gibt ihnen zudem das Recht, Militärstützpunkte auf dänischem Boden zu errichten, Soldaten zu stationieren und militärische Ausrüstung zu lagern.

Das Brisante daran: An diesen Standorten soll das amerikanische Recht gelten. Sollten amerikanische Soldaten in Dänemark Straftaten begehen, unterstehen sie der amerikanischen Gerichtsbarkeit. Und nicht nur das: Sie erhalten an den Standorten auch Machtbefugnisse über dänische Zivilisten.

Dürften amerikanische Soldaten Demonstrierende verprügeln?

Was das konkret bedeuten könnte, wurde vor der Parlamentsdebatte in einer Expertenanhörung diskutiert. Das fiktive Beispiel lautete: Linke Politiker demonstrieren vor einem der Stützpunkte gegen die amerikanische Politik im Nahen Osten. Daraufhin werden sie von den amerikanischen Soldaten verprügelt. Ein konservativer Parlamentarier wollte wissen, ob das im Rahmen des Abkommens erlaubt wäre.

Sune Klinge, ausserordentlicher Professor für Verfassungsrecht an der Universität Kopenhagen, antwortete: Ja. Den Soldaten stünde es frei, auch ausserhalb der Stützpunkte für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er könne den Politikern nur raten, sich von den Stützpunkten fernzuhalten, sagte Klinge. Auch andere Experten forderten bei der Anhörung eine präzisere Formulierung des Gesetzes hinsichtlich der Frage, wie weit Amerikaner gegenüber dänischen Staatsbürgern gehen dürfen.

Das dänische Verteidigungsministerium wiegelte zwar ab: Die amerikanischen Soldaten dürften nur «verhältnismässige» Befugnisse ausüben und müssten ihr Vorgehen mit den dänischen Behörden absprechen. Ganz ausräumen konnte das Ministerium die Bedenken aber nicht. Was «verhältnismässig» konkret heisst und wie stark dänische Behörden im Zweifelsfall eingreifen könnten, blieb bis zur Schlussabstimmung unklar.

Am Ende stimmten trotzdem nur die rot-grüne Einheitsliste, die Alternative und die rechtsnationale Bürgerpartei sowie zwei Unabhängige gegen das Abkommen. Dieses kann nun für die nächsten zehn Jahre nicht gekündigt werden. Was auf den ersten Blick irrational anmuten mag, ist tatsächlich das Gegenteil.

Schon unter Biden aufgegleist

Das Abkommen, welches nun vom dänischen Parlament gebilligt wurde, war bereits im Dezember 2023 unterzeichnet worden – zu einer Zeit also, als noch Joe Biden im Weissen Haus regiert hatte. Neben Dänemark haben die anderen nordischen Staaten ähnliche Vereinbarungen mit den USA getroffen. Auch das Abkommen mit Finnland erhält die umstrittene Klausel mit der Gerichtsbarkeit.

Der Grund, weshalb sich die Staaten auf einen solchen Deal einlassen, ist denkbar einfach: Sie wollen die USA enger an Europa binden und nicht abdrängen – in der gegenwärtigen weltpolitischen Lage erst recht. Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte zur dänischen Tageszeitung «Politiken»: «Das Problem ist nicht ein zu starkes amerikanisches Engagement in Europa. Im Gegenteil, das Risiko besteht darin, dass die USA ihre Truppen abziehen oder ihre Unterstützung an die Ukraine einstellen.»

Wenn der Krieg in der Ukraine eines Tages zum Stillstand kommt, wird sich die Sicherheitslage in Nordeuropa verändern – da sind sich die westlichen Geheimdienste sicher. Russland hat bereits damit begonnen, seine militärische Präsenz an der finnischen und estnischen Grenze zu verstärken. Die europäische Nato ist zwar mit Hochdruck dabei, aufzurüsten, doch die USA bleiben das mit Abstand wichtigste Mitglied des Verteidigungsbündnisses. Die Präsenz der amerikanischen Truppen ist für Nordeuropa die beste Sicherheitsgarantie – ein Umstand, der aus Sicht vieler die verfassungsrechtlichen Bedenken überwiegt.

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