Tischtennis-WM 2025: Die Weltmacht China gerät ins Wanken


China's dominance in table tennis is waning, as non-Asian players increasingly challenge their supremacy, creating excitement for the upcoming World Championships.
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Wenn am Samstag in Doha die Einzel-Weltmeisterschaft im Tischtennis beginnt, dürften vor allem Topspins, Jubelrufe und der Applaus der Trainer den Sound der Halle bestimmen. Weniger das Publikum, denn als tischtennisverrückte Nation ist Qatar nicht gerade bekannt. Dabei hat die Lusail Sports Arena mehr als 15.000 Plätze. Und die Sportart hätte Aufmerksamkeit verdient wie selten zuvor. Die Dominanz der Supermacht China bröckelt, vor allem nichtasiatische Spieler fordern sie zunehmend heraus. Endgültig sichtbar wurde dieser Wandel bei den Olympischen Spielen in Paris, als der damalige Weltranglistenerste Wang Chuqin in der zweiten Runde gegen den späteren Silbermedaillengewinner Truls Möregårdh aus Schweden ausschied.

Ein solcher Patzer eines chinesischen Topspielers beim wichtigsten Turnier überhaupt war ungewohnt. Danach wirkte der 25-Jährige zeitweise völlig von der Rolle. Zuletzt unterlag er beim prestigeträchtigen World Cup vor wenigen Wochen im Halbfinale dem späteren Turniersieger Hugo Calderano aus Brasilien. Selbst Lin Shidong, der im Februar mit 19 Jahren zum jüngsten Weltranglistenersten der Geschichte wurde, patzte im Finale des besagten World Cups.

Doch seit dem Ausscheiden der großen Spieler Ma Long und Fan Zhendong aus dem internationalen Tischtennis kommt es auf genau diese beiden an. „Ich habe aus China die Information bekommen, dass die Chinesen extrem nervös sind“, berichtet Bundestrainer Jörg Roßkopf. „Die haben junge Spieler, die sehr stark sind, aber wenig Erfahrung haben.“

Die neue Generation spielt deutlich facettenreicher

Ob sie dem enormen Erwartungsdruck aus China standhalten können, ist ungewiss. Bei den wichtigsten Turnieren konnten sie ihr Niveau nicht abrufen. Dass die Breite in der Spitze fehlt, kommt nicht überraschend. Seit Längerem schon schien die fließbandartige Produktion von Supertalenten ins Stocken geraten zu sein. Ma Longs Nominierung für die Sommerspiele in Paris im Alter von 35 Jahren stand sinnbildlich für die chinesischen Nachwuchsprobleme. Denn zuvor waren ältere Spieler meist aussortiert worden, egal wie groß ihr Name war.

„Wenn man an früher denkt, so um 2012 herum, waren die Chinesen parallel in zwei Generationen mit circa sechs Spielern, die alle Legenden sind, unfassbar stark und eigentlich nicht zu schlagen“, blickt der erfolgreiche deutsche Routinier Dimitrij Ovtcharov zurück.

Hielt die Chinesen in Schach: Hugo Calderanopicture alliance / Xinhua News Agency
Chinas Wackler sind aber nicht nur Ergebnis interner Probleme. Sie liegen auch an der neuen Stärke der Konkurrenz. 2019 und 2021 erreichten mit dem Schweden Mattias Falck und dessen Landsmann Möregårdh erstmals seit 2003 Nichtchinesen ein WM-Finale. Und bei den Sommerspielen in Paris standen nach 32 Jahren wieder zwei Europäer auf dem olympischen Podium, neben Möregårdh der damals erst 17-jährige Franzose Félix Lebrun.

Die Leistungsdichte ist gewachsen, die Weltspitze jünger denn je. Aktuell ist kein Spieler der besten zehn älter als 30 Jahre. „Weltweit, zum Beispiel in Taiwan, Frankreich oder Schweden, werden die Spieler noch viel mehr gefördert“, sagt Ovtcharov. Turnierverläufe sind so deutlich schwerer vorherzusagen. Bester Beweis dafür ist Benedikt Duda. Inzwischen auf Rang 13 gelistet, schlug der 31 Jahre alte Deutsche in den vergangenen Monaten Lebrun sowie die Chinesen Liang Jingkun und Lin Gaoyuan und brachte Wang beim World Cup an den Rand einer Niederlage.

„Das macht den Tischtennissport viel attraktiver.“

Dabei begeistern die jungen Wilden nicht nur mit Erfolgen, sondern auch spielerisch. Vorbei ist die Zeit der uniformen Topspin-Duelle aus der Halbdistanz. Ob Hochgeschwindigkeitstischtennis des Japaners Tomokazu Harimoto, Calderanos beidhändige Rückhände oder Möregårdhs unerwartete Kunstschläge: Die neue Generation spielt deutlich facettenreicher. „Ein Lin Shidong spielt jetzt mehr wie ein Europäer, nicht so schematisch, Wang Chuqin sehr brachial, Félix Lebrun sehr nah am Tisch, Alexis Lebrun steht vier Meter hinter dem Tisch“, analysiert die deutsche Nummer eins bei dieser WM, Patrick Franziska. „Truls Möregårdh spielt sowieso einen Kauderwelsch. Harimoto ist auch ein Unikat.“ Der Deutsche ist sich sicher: „Das macht den Tischtennissport viel attraktiver.“

Umso spannender ist nun die Ausgangslage für diese WM. „Jeder weiß, dass alles möglich ist“, sagt Roßkopf. „Es gibt viele sehr gute Spieler, aber nicht den einen herausragenden Spieler.“ Durch die Leistungsdichte gelten die deutschen Spieler nicht mehr als erste Herausforderer Chinas und sind nur noch Teil einer größeren Verfolgergruppe.

Für Roßkopf ist die neue Situation kein Nachteil. „Das ist für uns nur mehr Motivation, auch in Europa wieder die Nummer eins zu werden.“ Ziele für diese WM formuliert der Bundestrainer vorsichtig, die fünf deutschen Starter sollen zunächst die erste Runde überstehen. „Unser Traum ist es, eine Medaille zu gewinnen“, sagt Sportvorstand Richard Prause. Franziska, der im Viertelfinale auf Wang treffen könnte, liebäugelt mit einem weiteren Ausrutscher des Chinesen bei einem großen Turnier. „Sollte ich gegen ihn spielen, hoffe ich, dass er wieder das Flattern bekommt.“

Die beiden Chinesen Wang Chuqin und Lin Shidong werden trotz der Rückschläge als Favoriten ins Rennen gehen. „Die werden sich alle steigern, weil sie ihre Spieler direkt nach dem World Cup ins Trainingslager geholt haben“, behauptet Roßkopf. Doch die WM könnte ein weiterer Schauplatz der bröckelnden chinesischen Vorherrschaft werden – und zeigen, wie attraktiv Männertischtennis geworden ist. Wie sehr die Deutschen daran mitwirken können, bleibt offen.

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