Die Arbonerin zahlt 2024 fast 50 Prozent mehr Steuern als der Warth-Weininger. Daten des Kantons zeigen ausserdem: In sieben Thurgauer Gemeinden wird die Steuerrechnung günstiger, in 16 wird sie teurer – in einer mit rekordverdächtigem Aufschlag.
Am Montag hat die Thurgauer Dienststelle für Statistik die aktuellen Steuerfüsse der 80 Gemeinden im Kanton herausgegeben. Die Zahlen zeigen: Die meisten teuren Gemeinden bleiben teuer, die meisten günstigen günstig – aber es gibt Ausnahmen.
Das teuerste Steuer-Pflaster im ganzen Kanton ist Arbon – sowohl für Katholikinnen als auch für Evangelische und Konfessionslose beziehungsweise Andersgläubige. Ohne Kirchensteuer beträgt der Steuerfuss 286 Prozent, für Katholiken liegt er bei 304 Prozent, für Evangelische gar bei 306 Prozent.
Hinter Arbon folgen Raperswilen und Romanshorn als zweit- und drittteuerste Steuergemeinde im Thurgau. In Raperswilen liegt der Gesamtsteuerfuss für Konfessionslose bei 272 Prozent, in Romanshorn bei 271 Prozent.
Wer weder evangelisch noch katholisch ist, kommt steuertechnisch in Warth-Weiningen am besten weg: In der als Steuerparadies bekannten Wohngemeinde von Stadler-Patron Peter Spuhler liegt der Gesamtsteuerfuss für Konfessionslose bei 193 Prozent. Warth-Weiningen ist auch für katholische Thurgauerinnen und Thurgauer die günstigste Wohngemeinde (Gesamtsteuerfuss 209 Prozent).
Evangelische Rappenspalterinnen und Rappenspalter müssten hingegen nach Bottighofen ziehen: Mit 210 Prozent Gesamtsteuerfuss fiele ihre Steuerrechnung am Bodensee 3 Prozentpunkte günstiger aus als in Warth-Weiningen. Drittgünstigste Gemeinde für alle Konfessionen ist Horn.
Was für natürliche Personen gilt, gilt auch für juristische: In Warth-Weiningen, Bottighofen und Horn zahlen Firmen am wenigsten Steuern, in Arbon, Raperswilen und Romanshorn am meisten.
Der Gesamtsteuerfuss setzt sich zusammen aus dem auf Kantonsebene festgelegten Staatssteuerfuss, dem Gemeindesteuerfuss, dem Schulsteuerfuss und dem Kirchensteuerfuss. Der Staatssteuerfuss liegt für alle Thurgauer Gemeinden einheitlich bei 109 Prozent. Schul- und Kirchensteuerfüsse können innerhalb von politischen Gemeinden variieren. In diesem Artikel wurde jeweils mit dem Schul- und Kirchensteuerfuss gerechnet, der für die meisten Einwohnerinnen und Einwohner einer Gemeinde tatsächlich gilt.
Der Gesamtsteuerfuss des Wohnorts wird herangezogen, um aus der einfachen Steuer, bestehend aus dem steuerbaren Einkommen und dem von der Höhe des Einkommens abhängigen Steuersatz, den fälligen Steuerbetrag zu berechnen. Ein Rechenbeispiel mit der Thurgauer Steuersatz-Tabelle von 2023:
Bei einem steuerbaren Einkommen von 50'000 Franken und dem entsprechenden Steuersatz von 4,4100 Prozent betrüge die einfache Steuer 2205 Franken zu 100 Prozent. In Arbon mit Gesamtsteuerfuss 286 Prozent für Konfessionslose wäre also eine Einkommenssteuer von 6306.30 Franken fällig. Bei 100'000 Franken Einkommen läge der Steuersatz bei 5,7950 Prozent und die Einkommenssteuer damit bei 16'573.70 Franken. (ste)
Plus 15 Prozentpunkte: Nirgendwo sonst im Kanton steigt der Gesamtsteuerfuss von 2023 auf 2024 so stark wie in Mammern am Untersee. «Rekordverdächtig», sagte Daniela Koller von der Thurgauer Dienststelle für Statistik schon im vergangenen Dezember, als die Erhöhung bekannt wurde.
Insgesamt steigt der Gesamtsteuerfuss (der Einfachheit halber hier nur für Konfessionslose) in 16 der 80 Thurgauer Gemeinden: In Affeltrangen um 7, in Bettwiesen um 6, in Neunforn und Uesslingen-Buch um je 5 Prozentpunkte. Zu den teuersten der 80 Gemeinden gehören die hier aufgelisteten aber noch lange nicht: Affeltrangen liegt nach Erhöhung auf Rang 28, Mammern auf Rang 57, Bettwiesen gar auf Rang 63.
In 58 Gemeinden bleibt der Gesamtsteuerfuss für Konfessionslose im Vergleich zum Vorjahr unverändert, in sechs Gemeinden sinkt er: in Bürglen um 7 Prozentpunkte, in Münchwilen um 6, in Altnau, Gottlieben und Tägerwilen um je 2 und in Salmsach um immerhin 1 Prozentpunkt.
Tägerwilen zieht dank der Steuerfusssenkung mit Salenstein gleich und liegt neu auf Platz 5 der steuergünstigsten Thurgauer Gemeinden. Salmsach, Münchwilen und Bürglen gehören trotz Steuerfusssenkungen weiterhin zum teuersten Drittel der 80 Thurgauer Gemeinden.
Ein Blick etwas weiter in die Vergangenheit zeigt, dass fast alle Gemeinden ihre Steuerfüsse deutlich senken konnten. Am deutlichsten Dozwil: Dort lag der Gesamtsteuerfuss für Katholikinnen und Katholiken 2004 noch bei 352 Prozent und ist bis heute um 98 Prozentpunkte auf 254 Prozent gesunken. Auch der Steuerfuss für Evangelische ist in Dozwil seit 2004 am stärksten gesunken: um 92 Prozentpunkte.
Gleichauf mit Dozwil liegt in dieser Hinsicht nur – und das ist angesichts der heute rekordtiefen Steuern wenig überraschend – Warth-Weiningen. Seit 2004 ist der Gesamtsteuerfuss für Katholikinnen und Katholiken hier um 96, jener für Evangelische um 92 Prozentpunkte gesunken.
Seit 2004 am wenigsten gesunken sind die Gesamtsteuerfüsse in Gottlieben: Für katholische Bürgerinnen und Bürger um 13 Prozentpunkte, für evangelische um 9 Prozentpunkte. In den vergangenen 20 Jahren verlor die Gemeinde damit ihren Status als eine der steuergünstigsten Thurgauer Gemeinden: Gemessen am Gesamtsteuerfuss für Evangelische rutschte sie von Rang 2 auf Rang 16 ab.
Ebenfalls kaum günstiger wurde die Steuerrechnung in Bottighofen. Das liegt allerdings nicht daran, dass das Nachbardorf von Kreuzlingen heute besonders teuer ist, sondern daran, dass es vor 20 Jahren schon das günstigste im Kanton war. Zumindest für evangelische Steuerzahlende ist Bottighofen bis heute das günstigste Pflaster im Thurgau.
Bei den Schulsteuerfüssen endet ein langjähriger Abwärtstrend, wie die kantonale Dienststelle für Statistik errechnet hat. Erstmals seit Beginn der Statistik im Jahr 2005 erhöht sich der durchschnittliche, nach Einwohnerinnen und Einwohnern pro Gemeinde gewichtete Schulsteuerfuss wieder: Er steigt von 2023 auf 2024 um 0,5 Prozentpunkte auf 88,2 Prozent. In den letzten 20 Jahren ist der Schulsteuerfuss im Schnitt um 0,7 Prozentpunkte pro Jahr gesunken.
Der durchschnittliche Gemeindesteuerfuss sinkt zwar weiter, allerdings deutlich weniger stark als in der Vergangenheit. Von 2023 auf 2024 geht er von 55,9 auf 55,7 Prozent zurück. Zum Vergleich: Zwischen 2000 und 2012 sank der durchschnittliche Steuerfuss der Gemeinden von 74,8 auf 58,6 Prozent und damit viel stärker.
Wie setzt sich der Gesamtsteuerfuss in Ihrer Gemeinde zusammen? Wie hat er sich in den vergangenen Jahren entwickelt? Antworten auf diese Fragen finden Sie in unseren detaillierten Gemeindeartikeln zu allen 80 Thurgauer Gemeinden:
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